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Frauen präsentieren sich: Dass wir Frauen in männlich dominierten Gesellschaften benachteiligt sind, ist keine Erfindung von Feministinnen sondern leider alltägliche Tatsache. Tradierte Normen sind langlebiger als oft vermutet wird und deswegen ist es nötig, permanent darauf aufmerksam zu machen. Die hier verlinken Blogs, Websites etc. werden von Frauen gestaltet, die sich für eine Veränderung der Gesellschaft einsetzen. Auf welche Art und Weise auch immer. Solange es keine wirkliche gesellschaftliche Gleichstellung von uns Frauen gibt, ist es keine Gesellschaft sondern nur ein Konstrukt für männliche Interessen. Diejenigen Mädchen und Frauen, die hier auch verlinkt werden möchten, können mit einer E-mail (siehe Impressum) gerne auf sich aufmerksam machen und werden dann von mir in die Blogrolls eingetragen. Außerdem können natürlich auch andere Blogs etc. mit der Thematik vorgeschlagen werden.
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Sonntag, 5. Juni 2011

Populistisches Feminismus-Bashing

telepolis-user Jörg Djuren hat zum wirklich grottigen tp-Artikel "Feminismusdämmerung - jetzt schlagen die Männer zurück" von Rüdiger Suchsland eine wunderbare Replik verfaßt:


Obwohl Rüdiger Suchsland in der Sache zum Teil zuzustimmen ist, reproduziert er doch ein ziemlich dumpf populistisches Feminismusbashing.
Alice Schwarzers Positionen waren schon immer eine Minderheitenposition innerhalb der feministischen Bewegung im deutschsprachigen Raum. Bereits in den 70ern wurde sie in der Schwarzen Botin als autoritäre karrieristische rechte Populistin kritisiert, die den Feminismus für ihre eigene Karriere instrumentalisiert. Die Schwarze Botin war eine radikale feministische Zeitschrift in der praktisch die gesamte intelektuelle Avantgarde des deutschsprachigen Feminismus publizierte (Elfriede Jelinek, Gabriele Goettle, Elisabeth Kmöllinger, Gerburg Treusch Dieter, u.v.a.). Ein Großteil deutschsprachiger feministischer Theoretikerinnen, Schriftstellerinnen und Publizistinnen findet sich hier mit Texten. Die Positionen sind klar radikal gegen jeglichen Puritanismus und gegen jedwedes moralinsaure Geseiere.

Hier finden sich auch früh Auseindersetzungen mit poststrukturalistischen Theorien (lange vor Judith Butler) und Auseindersetzungen mit Sexualität, die klar einfordern, dass auch Frau 'aggressiv' und 'fordernd' sein darf und das es nicht um einen Rückzug ins 50er Jahre Blümchenidyll geht. Die Zeitschrift existierte bis Mitte der 80er. Daneben gibt s noch eine ganze Menge ander Richtungen im Feminismus, die alle konträr zu Schwarzer usw. standen und stehen (z.B. Filmemacherinnen wie Monika Treut mit Ihren Filmen über abweichen Sexualitäten).
Alice Schwarzer wurde auch immere wieder massiv kritisiert z.B. für Ihre absurde Stellungnahme für Peter Singer als 'Tierfreund Singer' usw..

Das heute ausgerechnet die ignoranteste aller Feministinnen und populistisch rechte Feministin Alice Schwarzer als 'der Feminismus' gilt ist gegenüber diesen Realitäten eine bewußte Ignoranz und kein Zufall. Es ist ein typisches Moment des Umgangs rechter populistischer Medien (das gilt für die Bildzeitung aber auch für große Teile der TV-Berichterstattung) mit linken Bewegungen, sich innerhalb dieser Bewegungen populistische autoritätsfixierte Führungsfiguren herauszupicken und diese gezielt in ihrer Bedeutung aufzubauschen - Alice Schwarzer ist hier nur ein Beispiel unter mehreren -. Die Komplexität der Bewegungen und komplexe und intelligentere Theorieansätze werden dabei vollständig ausgeblendet und unter den Teppich gekehrt.

Alice Schwarzer hat mit feministischer Theorie noch nie viel am Hut gehabt und das, was sie sagt, hat mit feministischen Positionen insbesondere heute nur noch marginal etwas zu tun. Insofern ist es völliger Schwachsinn auf Grund des Verhaltens von Alice Schwarzer 'den Feminismus' zu kritisieren. Das ist vergleichbar mit jemanden, die/der 'den Marxismus' auf Grund der Praxis Stalins kritisiert, so etwas ist Unsinn, primär an Macht und Karriere interessierte Menschen mit autoritären Einstellungen finden sich leider in allen Bewegungen (selbst im Anarchismus) und leider gewinnen sie populistisch auch manchmal Zulauf oder Einfluss.

Alice Schwarzer steht für eine bestimmte reformistische Linie im Feminismus, die zu Recht kritisiert werden muss, aber DEN FEMINISMUS gibt es nicht, und Schwarzer ist vor allem deshalb so bekannt, weil reaktionäre Medien sie bekannt gemacht haben (Ein Schelm der Böses dabei denkt). Die Art und Weise in der z.B. die Bildzeitung u.a., erst Alice Schwarzer als Ikone des Feminismus installiert haben gegen den Widerstand der meisten Feministinnen, um dann mit ihr zusammen bequem die Reste der feministischen Bewegung abschlachten zu können, ist in erster Linie ein klassischer Schachzug reaktionärer Diskurspolitik gegen Bewegungen im Niedergang.

Das Alice Schwarzer derartig die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, liegt auch daran, dass eine feministische Bewegung seit ca. 2 Jahrzehnten nur noch marginal existiert. Insofern kann von einem Sieg der Feministinnen auch keinerlei Rede sein. Im Gegenteil all die Probleme die Rüdiger Suchsland am Beginn sein Textes benennt sind nach wie vor real, trotz aller Fortschritte. Und dazu kommt noch ein Backlash, der sich z.B. in der Infragestellung des Rechtes auf Schwangerschaftsabbruch äußert, transportiert via us-amerikanischer Serien aus evangelikaler Sicht bis ins deutsche Wohnzimmer.
Deutlich wird dieser sexistische Backlash ja auch in vielen aggressiven Kommentaren zum Artikel.
 QUELLE

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bingo!!!

Frederik Weitz hat gesagt…

Sehr guter Beitrag! Es gibt den Feminismus in all seinen vielfältigen Positionen nicht, zumindest nicht in der breiten Öffentlichkeit. Ich hatte letzte Woche mit einer Kundin telefoniert, die 1965-69 Philosophie und Psychologie studiert hat und eine sehr ähnliche Kritik geäußert hat. Etwas summarisch gesagt hat sie sich von den heutigen Frauen mehr Zorn gewünscht.
Ich denke, diese Meinung wird dir, liebe Lucia, gefallen.